Sabine Engert

Angst wegen Corona und allem möglichen

Sabine Engert

Angst wegen Corona und allem möglichen

Die aktuelle Zeit mit Corona hat zwei hauptsächliche Bedrohungen in sich: zum einen die Viruserkrankung, zum anderen das mögliche Verschwinden eines monatlichen Geldzulaufs, womöglich für immer…
Wir erleben eine Unsicherheit, die wir noch nicht kannten. Daher haben so ziemlich alle derzeit mit Angst auf irgendeiner Ebene zu tun. Ich natürlich auch, aber ich habe eine Art Plan, wie ich in Angstsituationen möglichst behutsam ins Hier und Jetzt zurückfinde, damit ich mich langsam wieder in Richtung Gleichgewicht einnorde. Diesen Ablauf und warum es wichtig ist, im Augenblick zu sein, erkläre ich hier.

Einer meiner Lehrer, Bernhard Langwald, pflegt zu sagen, dass man Angst auch einfach Erregung in Aussicht auf das Neue nennen kann.
Es mag sein, dass sich das gar nicht so anfühlt, wenn man gerade mittendrin steckt und entweder Auswege durch Ablenkung sucht oder erstarrt ist. Und es ist eine Frage der Sicht auf die Dinge. Unser Denken, die Interpretation, die wir geben, prägt unserer Sicht. Und dann ist es entweder die Auslegung von Feststecken oder die Auslegung von am Anfang von etwas Neuem zu stehen.

Eine Voraussetzung um den Blickwinkel bleibend zu verändern und damit das Erleben zu verändern, ist die Angst anzusehen. Und dazu gehört herauszufinden, welche Horrorszenarien die Gedanken gerade konstruieren (zum Beispiel ich werde bei Hartz 4 landen…).

Aber die Beobachtung der eigenen Gedanken ist einfacher, wenn man sich zunächst zumindest etwas besser fühlt. Auch bei Angst wegen Corona.

Dies ist eine meiner typischen Situation: ich sitze am Schreibtisch und fühle Enge in der Brust. Der Ausblick auf den Himmel ist schön, sogar eine Palme im Blickfeld, nur kann ich das nicht wirklich sehen. Es ist wie wenn man einen Film nebenbei schaut und nicht wirklich mitbekommt, was passiert, weil die Aufmerksamkeit geteilt ist. Die Arbeit am Schreibtisch geht auch nicht weiter.

Das ist der Punkt zum Anhalten und herausfinden, was mit mir los ist. Ich habe Angst. Angst, dass ich nicht die Fähigkeiten habe umzusetzen, was ich plane, Angst, dass es nicht klappt, selbst wenn ich es kann, Angst nicht genug zu sein. Mit diesen Gedanken im Kopf kann ich nicht arbeiten, kann wahrscheinlich niemand arbeiten. Wenn ich nun meinen Gedanken freien Lauf lasse, nehme ich mein Leben nur noch in einer Abwärtsspirale wahr.

Also ist ein Programmwechsel angesagt … leichter gesagt als getan!

Ich weiß, dass ich zurück ins Hier und Jetzt kommen will, weil meine Gedankenwelt gerade ein Mix aus Vergangenheit und einer negativen Zukunft im Karussellmodus ist. Aber das Gleichgewicht, ein Gefühl von Verbundenheit, kommt nur zustande, wenn ich in der Gegenwart bin statt in meinen Gedanken.
Ok, atmen und entspannen. Ich hoffe, das bringt mich zurück in meinen Körper und dem Fühlen, Riechen, Sehen, Hören des Augenblicks.

Das tut es leider nicht. Ich fühle Widerstand, einfach so über mein Fühlen hinwegzugehen und mich husch-husch in den Funktionieren-Modus zurück zu bugsieren. Mir fehlt liebevolles Verständnis dafür, dass ich mich so fühle wie ich mich fühle. Mit Atmen allein komme ich nicht weiter!

Glücklicherweise erinnere ich mich an meine Liste der Dinge, die mir helfen in die Gegenwart zu kommen, Die Liste ist Gold wert, egal ob Covid-19 der Auslöser für die Angst war oder etwas anderes.

Mir hilft das Riechen von Düften, die Anwendung von Wärmesalbe auf meinen Nackenmuskeln oder mich 10 Minuten hinzulegen. Aber auch Farbe auf Leinwand zu verteilen oder meine momentane Situation mit Strichmännchen als Comic zu zeichnen erdet mich. Danach bin ich bereit für bewusstes ATMEN.

Erst wenn ich wieder in meinem Körper bin, kann ich den Blickwinkel ändern. Solange das Schiff hohen Wellen ausgesetzt ist, kann es keinen Kurs einschlagen, da die Kapitänin noch seekrank ist. Nachdem ich Wärmesalbe angewendet habe und mein Nacken warm wird, kann ich wieder die Palme sehen und die Geräusche der Natur hören.

Jetzt suche ich mir den Weg zurück zum Steuerrad, indem ich schreibend erkunde, wo ich überhaupt gerade stehe.

Ich schreibe also erst mal auf, wie ich mich fühle. Dann finde ich heraus, was ich denn gedacht habe, gehört, gesehen oder gelesen habe, was diese Gefühle und das Gedankenkarussell gestartet hat. Ich schreibe mir die Frage auf und antworte mir dann schriftlich, weil sonst meine Gedanken zu schnell abdriften. Wenn ich im Laufe des Schreibens die Quelle gefunden habe und vielleicht sogar aus welchem Teil meiner persönlichen Geschichte der „Blödsinn“ noch verstärkt wurde, bin ich bereit für den neuen Kurs.

Jetzt stelle ich mir die Frage: Wie will ich mich fühlen? Das ist bedeutend, weil sonst bleibe ich in der Schwingung, mit der ich mich befasst habe. Wenn ich sowohl weiß, wie ich mich fühlen will und weiß, was zuvor emotional passiert ist, kann ich leichter loslassen und nach vorne schauen.

Wo möchte ich hin? Darauf richte ich meinen Blick und sehe plötzlich wieder Chancen und Möglichkeiten. Nun kann ich mich auch mit der Umsetzung befassen. Sollte ich immernoch Angst fühlen, habe ich nun die Flexibilität diese anders zu deuten. Ich kann sie als begleitende Erregung mit Blick auf die positive Zukunft, die vor mir liegt, sehen.

Das obenstehende Vorgehen ist eine Möglichkeit, um wieder gelassener zu werden, wenn Emotionen Wellen schlagen.
Wie ist deine Lösung? Schreibe mir an [email protected].