Sabine Engert

Die To-Do-Liste wird immer länger

Sabine Engert

Die To-Do-Liste wird immer länger

Natürlich macht es Sinn, sich zu notieren, was erledigt werden soll und manchmal auch erledigt werden muss.
Nur der Druck, der damit einhergeht, den die Aufgaben darauf gewinnen können, ist wenig hilfreich. Meine Beobachtung ist, dass besonders Kreative und Künstler nicht gut mit Druck arbeiten. Daher findest du hier Anregungen wir du trotzdem weiterkommst – auch wenn du im derzeitigen Corona-Stress vielleicht etwas mehr Widerstand fühlst.

Meine These ist, dass die Empfindsamkeit, die Kreativen oft aufweisen und beim kreativen Arbeiten nutzen, der Grund ist, warum Druck für Kreative nicht gut funktioniert. Industriegesellschaften wie Deutschland haben das Arbeiten und Erreichen von Zielen an die erste Stelle gesetzt und das ist in jeder Hinsicht ungesund für den Menschen, auch wenn wir das bereits von Kindesbeinen an kennen.

Wenn nun aber jetzt in der Corona-Zeit extra emotionaler Stress dazu kommt, steigen bei vielen Menschen die Ablenkungsphasen (Facebook, Netflix, Onlinespiele etc.) oder das Eingefrorensein (vielleicht in Form von schwer aus dem Bett kommen). Dadurch können Dinge eher länger liegen bleiben und die Liste umso länger werden oder To-Dos auch wirklich dringlich werden.

Trotz einer womöglich hohen Dringlichkeit, ist aus meiner Sicht wichtiger zuerst vom Stresslevel etwas herunterzukommen. Mein Referenzpunkt, um To-Dos wieder ins Verhältnis zu rücken, ist: wenn ich jetzt sterben würde, hätte die Liste oder die To-Dos darauf dann irgendeine Wichtigkeit?

Das klingt vielleicht etwas makaber in der derzeitigen Pandemie-Situation. Allerdings ist individuell betrachtet, der Tod jetzt auch nicht näher als sonst. Wir wissen ohnehin nicht, wann wir sterben werden (…ich meine den berühmten Dachziegel). Und ja, derzeit darf man aufmerksamer leben, Mund- und Nasenschutz nutzen, nicht zu nah an Menschen herantreten und in geschlossenen Räumen lieber bei offenem Fenster konversieren.

Vor dem Blick auf die To-Do-Liste, sich selbst ins Gleichgewicht bringen…

… ist eigentlich am wichtigsten. Vielleicht helfen dir Atemübungen, Yoga, Meditation oder ein paar Schritte in den Garten. Wenn du nicht weißt, was dir hilft, probiere es aus!
Ich selbst mache Qi Gong und/oder meditiere. Dann frage mich, wie es mir geht und was gerade meine vorherrschenden Gedanken und Gefühle sind. Wenn ich mir aufgeschrieben habe (mir hilft schreiben), worum sich mein Denken gerade dreht, kann ich es auch leichter zur Seite legen. Meine Selbstvorwürfe, dass Dinge überhaupt so dringlich werden konnten, kommen mir auch zu Bewusstsein. Das sind die größten Hindernisse auf dem Weg zum Gleichtgewicht. Aber jetzt mal ehrlich – es ist doch nicht so, dass Menschen absichtlich, Dinge nach hinten verschieben bis es brennt. Meist gibt es Gründe dafür und diese zu finden ist unterstützend, um sanfter mit sich selbst umzugehen. Druck und Selbstvorwürfe machen alles nur deutlich schlimmer, Verständnis für sich selbst, bringt Dinge wieder ins Fließen.

Unter meinem Gefühl von Druck liegt oft Angst. Die Angst lässt mich Dinge aufschieben. Wenn ich die Angst genauer ansehe, kann sie einfach bleiben und ich kann dennoch Dinge ins Fließen bringen. Auch wenn die Angst weiter herumlungern mag.

Nun geht es tatsächlich zur To-Do-Liste und wie man den Druck rausnimmt.

  1. Welches To-Do hat die kürzeste Deadline?
  2. Und gibt es etwas darauf, das mir selbst besonders am Herzen liegt?

Durch das Deadline-Hinterherrennen gehen oft To-Dos oder Wünsche verloren, für die nie Zeit scheint. Und das macht unzufrieden, weil die Lebensqualität damit hinter den Dringlichkeiten des Lebens herunterfällt. Wenn diese Unzufriedenheit größer wird, kann damit Widerstand gegen jegliches To-Do entstehen und die ganze Situation wird noch verzwickter.

Daher ist es gesünder und tatsächlich effizienter, Wunsch-To-Dos, falls welche auf der Liste stehen, ebenfalls Raum einzuräumen. Das ist ein bisschen, wie wenn man ein Kind hat. Das Kind wird sich oftmals dem Rhythmus der Familie anpassen müssen, aber es verdient Zeiten, wo auch seine Wünsche zum Tragen kommen.

Auch ich der To-Do-Liste kleine Zeichnungen, Kritzeleien, Muster oder Blümchen anzufügen, fühle ich mich schon viel besser. Der Anblick der Liste mit egal welchen Verzierungen, hebt einfach meine Laune. Es ist, wie als würde ich selbst wieder sichtbar in dem gefühlten Druck.

Da es ja offenbar Widerstand gibt, die To-Dos zu erledigen (sonst wäre die Liste nicht so lang oder so dringend geworden), darf die Strategie dem angepasst sein.

Der erste Tipp war, neben dem dringlichsten To-Do ein weiteres To-Do zu wählen, das einem selbst am Herzen liegt, falls ein solches auf der Liste steht oder es im Kopf herumschwirrt. Und der nächste Punkt ist, in kleinen Schritten zu starten, aber darin konsequent zu bleiben. Da ist wieder der Punkt mit dem Kind in einer Familie: Dinge dürfen gelernt werden, nicht mit Druck, aber in kleinen konsequenten Schritten. Mit Kreativität!

Wenn du dich am ersten Tag nur 5 Minuten mit der To-Do-Liste befasst, fühlst du schon etwas weniger Druck.

In diesen 5 Minuten schreibst du dir die Detailschritte auf, mit denen das To-Do zu erledigen ist oder wenn es ohnehin ein kleines To-Do wie ein Anruf ist, dann machst du dieses eine To-Do am ersten Tag. Danach fügst du nochmal fünf Minuten an, um zu planen, was du am nächsten Tag konkret an dem To-Do tun wirst bzw. welches kleine To-Do du erledigen wirst.

Jeden Tag kannst du vor dem Erledigen kurz schauen, wie es dir geht – einfach aus Nettigkeit mit dir selbst. Ein „Wie geht’s mir?“ bevor du womöglich in die alte Gewohnheit, dir selbst Druck zu machen, eintauchst. Druck und Konsequenz sind zwei paar Schuhe.

Und denke daran, die Liste kreativ zu verschönern oder zu gestalten, wenn dir das so gute Gefühle macht wie mir.

Eine Zeitlang habe ich mit mir selbst ermutigend zugesprochen, ein bisschen wie mit einem Kind, „Komm, wir gehen das jetzt an. 5 Minuten sind leicht zu schaffen. Komm, Liebes.“ Das hat mir geholfen ohne Druck ins Tun zu kommen. Es geht also auch ums Ausprobieren, was für dich selbst die Sache angenehmer macht, was deinem Herzen guttut. Das ist genauso wichtig wie das Erledigen der To-Dos selbst: Das mit dir selbst liebevoll umgehen, während du Dinge tust oder planst, die kein Kindergeburtstag für dich sind. Daher darf auch die Atmosphäre angenehm sein, der Tisch an dem sitzt oder das Sofa, auf dem du dich ausbreitest.
Gibt es bestimmte Musik, die du gerne im Hintergrund hörst? Oder machst Du dir deinen Lieblingskaffee/-tee in einer schönen Tasse? Lass es dir gut gehen und bleib konsequent, weil du dir selbst den Druck nicht zumuten möchtest, der kommt, wenn du nicht dabeibleibst.

Also: konsequent gut gehen lassen und konsequent bei den kleinen Schritten der Abarbeitung bleiben.